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Wirksamkeit der Homöopathie

  • Autorenbild: Dr. med. Dominik Müller
    Dr. med. Dominik Müller
  • 20. Sept.
  • 3 Min. Lesezeit

Um sich der Frage nach der Wirksamkeit der Homöopathie über einen Placeboeffekt hinaus anzunähern, wurden bisher mehrere Metaanalysen veröffentlicht, die zu teilweise sehr unterschiedlichen Aussagen kamen. Nun unterziehen die Autoren erstmalig diese Metaanalysen einer zusammenfassenden Bewertung. Die Hauptforschungsfrage war dabei, ob sich für die Homöopathie positive Effekte über Placebo hinaus abbilden lassen; in einem 2. Schritt wurden dann noch einmal die Studien hoher methodologischer Qualtität analysiert. Als 2. Frage wurde das Verzerrungsrisiko (Risk of Bias) der einzelnen Metaanalysen genau untersucht. Diese Arbeit befolgt dabei die üblichen Kriterien für systematische Reviews und Datenanalysen sehr umfangreich und genau und von den Gutachtern bescheinigt auf höchstem Niveau.

Eingeschlossen wurden 6 Metaanalysen, von denen 3 eine hohe methodischen Qualität (= niedriges Verzerrungsrisiko) aufwiesen und 3 eine niedrige (=hohes Verzerrungsrisiko). Diese umfassten insgesamt 182 verschiedene Studien, die in einem Zeitraum zwischen 1943 und 2014 veröffentlicht worden sind.

Hierbei zeigten sich in 5 Metaanalysen positive Effekte der Homöopathie gegenüber Placebo über allen Studien hinweg, eine enthielt hierzu keine Daten.

Zusammenfassend waren moderate Effekte für Studien zur allgemeinen Homöopathie und zur nichtindividualisierten Homöopathie sowie eine hohe Evidenz bei Studien zur individualisierten Homöopathie festzustellen. Wenn nur die Metaanalysen mit niedrigem Verzerrungsrisiko einbezogen wurden, fanden sich für die allgemein homöopathische Behandlung und für die individualisierte Homöopathie eine hohe Evidenz, für die nichtindividualisierte aber weiterhin moderate Effekte. Die hier auf höchstem wissenschaftlichen Niveau analysierten Daten von Studien, die einen Zeitraum von mehr als 70 Jahren umfassen, sprechen deutlich dafür, dass Homöopathie über einen Placeboeffekt hinaus wirkt. In dieser extrem genauen und qualitativ hochwertigen Arbeit finden sich für die gegenteilige Annahme keine Anhaltspunkte.

Quelle: Hamre HJ, Glockmann A, Von Ammon K, Riley DS, Kiene H. Efficacy of homoeopathic treatment: Systematic review of meta-analyses of randomized placebo-controlled homoeopathic trials for any indication. Systematic Reviews 2023; 12: 191.

Fazit für die Praxis: Es lässt sich wissenschaftlich nachweisen, dass die individualisierte homöopathische Behandlung besser wirkt als eine Homöopathie nach sogenannten bewährten Indikationen. Aus mehr als 30-jähriger Erfahrung und auch eigener wissenschaftlicher Arbeit möchte ich dazu einige Anmerkungen machen. Mehrere Aspekte sind erwähnenswert:

  1. Bei Studien zu schulmedizinischen Fragestellungen, z.B. ein Medikament wird gegen Placebo getestet, erhalten alle Patienten dasselbe Medikament oder Placebo. In der Homöopathie wird individualisiert und jeder Patient erhält eine Arznei, die eine möglichst große Ähnlichkeit zu den vorhandenen Symptomen aufweist.: Es ist in der Regel bei der Verordnung durch den homöopathischen Arzt nicht 100 %ig sicher, ob diese Arznei passend ist oder nicht. Kann der Patient seine Symptome sehr klar schildern und verfügt der verordnende Arzt über gute Arzneikenntnisse, ist ein "Treffer" sehr wahrscheinlich. In symptomarmen Fällen und bei Patient*innen, die sich mit der Beobachtung von Symptomen schwer tun, ist dies ganz anders: Eine nicht passende Arznei wirkt nicht über eine Placebowirkung hinaus. Eine statistisch signifikante Wirkung individualisierter Homöopathie schließt also auch zwangsläufige Fehlverordnungen mit ein, so dass bei - hypothetisch angenommener - korrekter Arzneiverordnung bei allen Patienten (in der Praxis nicht möglich, siehe unten!) die tatsächliche Effekt der Homöopathie noch deutlich größer sein müsste.

  2. In schulmedizinischen Studien spielt die Erfahrung und fachliche Kompetenz des Verordners von Medikamenten eine eher untergeordnete Rolle. Die Patienten werden nach bestimmten, festgelegten Kriterien ausgewählt, erhalten ein Medikament und die Wirkung, z.B. vor Studienbeginn festgelegte harte Endpunkte wie Tod durch Herzinfarkt oder Schlaganfall, werdem statistisch erfasst. Bei der homöopathischen Behandlung spielt die Erfahrung und Kompetenz des homöopathischen Arztes eine große Rolle. Auch die Mitarbeit und Schulung der Patient*innen durch mehr oder weniger genaue Beobachtung und Schilderung der Symptome ist von entscheidender Bedeutung. Denn nur die Erfassung der Totalität der Symptome und anschließende Gewichtung kann ein passendes Simile gefunden werden.

  3. Die Arzneiwahl in der Homöopathie erfolgt nach bestimmten Methoden. Die Anwendung von verschiedenen Arten von Fallaufnahme und -analyse auch bei individualisierter Homöopathie zeigen höchst unterschiedliche Erfolgsquoten. Der Schweizer Kinderarzt Dr. Heiner Frei hat hier durch viele Studien zeigen können, dass sich je nach Analyse-Methode und Auswahl von Symptomen die Erfolgsquoten der individualisierten Homöopathie nochmal deutlich verbessern lassen. Dies konnte wir auch in unserer Praxis deutlich bestätigen. Hierfür wären natürlich weiter Studien sinnvoll und lohnenswert.

  4. Wie sich in den letzten Jahren insbesondere durch Forschungen von Michael Kohl herausgestellt hat, sind auch die Verfeinerung der Analysemethode sowie eine individuell angepasste Dosierung, individuell angepasste Häufigkeit der Gabe und Potenzwechsel des Arzneimittels wichtige Punkte, die die Trefferwahrscheinlichkeit der verordneten Arznei deutlich erhöhen und das Tempo der Heilung enorm beschleunigen. Gerade die Umsetzung dieser neuen Forschungsergebnisse haben dazu geführt, dass bisher scheinbar nicht heilbare Krankheiten sowohl für Arzt als auch Patienten überraschend erfreuliche Verläufe zeigen. Dies drückt sich in vielen spontanen Rückmeldungen von Patient*innen über die "viel bessere und schnellere Wirkung" der individualsierten Anwendung der sogenannten Q-Potenzen aus.

    So muss man zusammenfassend feststellen, dass durch Differenzierung und Verfeinerung der Methodik der individualisierten Homöopathie die Behandlungsergebnisse sich noch deutlich verbessern lassen. Die Schulung der Beobachtung der Patient*innen, die Erfahrung des homöopathischen Arztes, die angewendete Methodik und nicht zuletzt die Dosologie (wie viel Arznei, wann, wie oft) haben einen großen Einfluss auf eine erfolgreiche homöopathische Behandlung.

 
 
 

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