Als der große deutsche Dichter Heinrich Heine einstmals von Lyon nach Paris reise, gab Dr. [Alphons] Noack ihm eine der Würste, für die Lyon bekannt ist, für einen gemeinsamen Freund, Dr. David Roth, mit [...]
Die Fahrt in der schwankenden Kutsche [...] war lang und ermüdend. Heine wurde hungrig und konnte der Versuchung nicht widerstehen, das eine Ende der Metallverpackung zu öffnen und eine Scheibe des köstlichen Fleisches abzuschneiden. Dieses schmeckte so vorzüglich, daß er glaubte, sich ein weiteres Scheibchen genehmigen zu können. Eine Scheibe führte zur nächsten, und als er endlich Paris erreicht hatte, war von der ursprünglichen Wurst recht wenig übrig. Das war eine ungangenehme Situation, denn es sah doch so aus, als hätte er das ihm geschenkte Vertrauen mißbraucht. Wie konnte er sich bei Herrn Dr. Roth dafür entschuldigen, daß er Herrn Dr. Noacks Geschenk, welches dieser ihm zukommen ließ, verspeist hatte?
Nun, Heine war ein gewandter Mann, und er zog sich folgendermaßen geschickt aus der Klemme, in welche sein hemmungsloser Appetit ihn gebracht hatte. Er schnitt ein sehr dünnes Scheibchen von dem Rest der Wurst ab und wickelte es in ein Stück Papier, auf welches er schrieb:
'Mein lieber Herr Dr. Roth, - Unser Freund, Dr. Noack, gab mir zum Gruß an Sie eine Lyonerwurst mit. Leider zwang mich das nagende Hungergefühl während der langen Reise nach Paris mich dazu, die Wurst bis auf das beiliegende kleine Stückchen, das ich Ihnen hiermit schicke, aufzuessen. Da die Homöopathie lehrt, daß eine sehr kleine Dosis viel wirksamer sei al eine große, brauche ich mich nicht dafür zu entschuldigen, daß ich Ihnen diese winzige Portion übersende, welche Sie zweifellos viel höher schätzen werden, als die grobe Substanz der vollständigen Wurst'"
Quelle: Homoeopathic League Tracts. Vol. II, London 1891 - Übersetzt von Prof. Dr. Hela Michot -Dietrich
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